Behinderte sind bemitleidenswert, arm dran, immer auf Hilfe angewiesen und vor allem eines: dumm!! Ein Bild, das in den Köpfen vieler Menschen trotz Inklusion und Aufklärungsprojekten noch immer fest verankert scheint. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man das Statement des RTL-Dschungelcamp-Kandidaten Gigi vom 22. Januar 2023 hört.
Der Kandidat benutzte den Ausdruck „behindert“ in der Show, um zu verdeutlichen, dass er im Dschungelcamp zu verdummen glaubt. Kann sein, tut hier aber nichts zur Sache. Es geht mir vielmehr darum, dass hier mal wieder „behindert“ mit „verblödet“, „Opfer“ und „schwach“ gleichgesetzt wird.
Ganz ehrlich: Mich als betroffene Person verletzt das. Denn mir wird damit abgesprochen, ein eigenständig entscheidendes, eigenständig denkendes und eigenständig handelndes Wesen zu sein, das seine Interessen vertritt, seine Stärken kennt und sein Leben selbst bestimmt. Mir wird verwehrt, ein ganz normaler Mensch zu sein, der JA, auch seine Schwächen hat und VIELLEICHT auch mal Hilfe braucht, eben wie jeder normale Mensch auch.
Sprache kann verletzen
Anscheinend ist trotz aller Inklusions- und Aufklärungsprojekte bei vielen Menschen noch nicht angekommen, dass Sprache auch verletzen kann und – noch wichtiger: dass sie keine besseren Menschen sind, nur weil sie zum jetzigen Zeitpunkt gerade keine Beeinträchtigung haben – was sie aber jederzeit und in jedem Moment treffen kann – oder einen Angehörigen, Freund, Nachbarn.
Wenn wir über Inklusion sprechen, denke ich, sollten wir auch darüber reden, wie wir Sprache und Kommunikation inklusiver zu gestalten. Digitale Barrierearmut und Leichte Sprache sind dabei ein wichtiger Anfang, aber ebenso wichtig ist es aus meiner Sicht, Menschen bewusst zu machen, dass auch ein vermeintliches „ey, bist du behindert?“ wie ein Schlag ins Gesicht ist für diejenigen, die es betrifft. Mit Jugendsprache hat so ein „Ich werd hier noch im Dschungel behindert“ nix zu tun und ist auch nicht als unbedachte Äußerung eines Kandidaten zu belächeln.
Um Kommunikation auf Augenhöhe zu erzeugen, brauchen wir das Bewusstsein: „behindert oder vielmehr beeinträchtigt sein ist eine Eigenschaft, die jeden treffen kann und kein Grund, jemanden zu diskriminieren oder diese Eigenschaft als Schimpfwort zu missbrauchen. Solange Sprache ausgrenzt, bleibt der Zustand vollkommener Inklusion nur ein Wort, aber keine gelebte Realität.
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- image0 (1): Saskia von der Burg