Inklusion beim Gaming: Blind Date mit Super Mario und Zelda

Nach über 20 Jahren Pause habe ich mit 2023 wieder eine Spielekonsole zugelegt. Und ich muss sagen, ich bin begeistert, denn seitdem ich das letzte Mal einen Controller in der Hand hatte, hat sich in Sachen digitale Barrierefreiheit beim Gaming viel getan. Dennoch ist noh Luft nach oben.

Ok, mit dem was ich jetzt schreibe, verrate ich mein biblisches Alter: Ich bin ein Nintendo-Kind. Zwar hatten meine Brüder und ich schon früh eine Spielekonsole zuhause (ein Sega Master System 1), richtig angefixt war ich aber erst, als ich mit 12 Jahren meinen Gameboy zum Geburtstag bekommen habe. Ab da war kein Halten mehr. Super Mario, Tetris und späte rauf dem Super Nintendo Donkey Kong und auf dem Nintendo 64 Super Mario Kart und Zelda – ich habe es geliebt.

Gemeinsam gegen den Endgegner

Natürlich spielte meine Sehbeeinträchtigung auch damals schon eine Rolle. Ballerspiele, die ich aber eh nicht mag, – keine Chance, immer, wenn ich einen Schritt gemacht habe, nach rechts oder links geguckt habe ob da ein Gegner war, kam der von der anderen Seite und ich war „tot“. Mir liegen eher Rätselspiele oder Jump’n‘Run. Doch auch da habe ich immer bei den besonders schwierigen Punkt-spring-Sequenzen oder bei den Endgegnern meine Brüder „zwangsverpflichtet“. Barrierefreiheit war damals noch kein Thema, es ließen sich weder Texte vergrößern noh Kontraste einstellen. Irgendwann dachte ich, so, jetzt bin ich erwachsen und hab meine Konsolen verkauft.

Flashback nach 20 Jahren

Erst 2023 hat der Algorithmus mir bei YouTube – warum auch immer – einen Werbespot für das neue Zelda in die Timeline gespült. Und da habe ich mir spontan eine Nintendo Switch gekauft, die ich aber natürlich nur am Fernseher nutzen kann, das Display auf dem Gerät ist natürlich zu klein. Auch hier spiele ich eher die „Kinderspiele“, weil ich die besser bedienen kann. Also Luigis Manson, Mario Bross, Zelda etc. Und bin – in großen Teilen begeistert, was sich in Sachen Barrierefreiheit getan hat Mittlerweile kann man je nach Spiel die Texte vergrößern oder fetten, Kontraste anpassen, Farben invertieren (oder die Steuerung, wenn man motorisch eingeschränkt ist) und die Kamerageschwindigkeit variieren.

Auf der Playstation (ich habe meinen Bruder dazu befragt) ist die Barrierefreiheit (auch hier spielabhängig) sogar noch besser. Hier kann man ebenfalls Texte vergrößern, sich vorlesen lassen, Untertitel einblenden und Kontraste und Steuerung anpassen. Zudem gibt es die Funktion Audiovisualisierung, sodass mir mit einem Symbol angezeigt wird, ob sich eine andere Spielfigur von links, rechts, hinten oder vorne nähert für Menschen, die zum Beispiel sich nähernde Schritte nicht wahrnehmen können). Wir haben das beim Spiel „Howards Legay“ getestet, wie gesagt, die Barrierefreiheit-Einstellungen variieren von Spiel zu Spiel.

Nachholbedarf bei Nintendo bei der digitalen Barrierefreiheit

Hier hat Nintendo definitiv Nahholbedarf. Wegen der recht geringen Speicherkapazität der Konsolen, setzt Nintendo weiterhin auf Sprechblasen, es gibt nur ganz vereinzelt Audio-Sequenzen, in denen sich Figuren unterhalten. Das nervt in der Tat, weil Menschen wie ich dann quasi mit der Nase an den Bildschirm müssen, um den Text lesen zu können.

Inklusion kreativ selbst gestalten

Aber auch dafür habe ich eine kreative Lösung gefunden: Gott sei Dank gibt es Let’s Plays auf YouTube und Twitch, bei denen man zusehen kann, wie andere Gamer Spiele spielen. Wenn ich also in einem Spiel wieder eine sehr lange Textsequenz habe, suche ich mir bei YouTube einfach die entsprechende Sequenz und lasse mir diese von meinem favorisierten Gamer wie Dontendo vorlesen. Das funktioniert super!

Das einzige Problem, das bleibt: Wer macht mir die Endgegner kaputt? Einige Spiele kann man online mit anderen Spielenden oder Family und Freunden gemeinsam bewältigen bei anderen geht das leider nicht. Da bleibt dann nur eines: Wie in den guten alten Zeiten Freunde einladen – oder die Kinder von Freunden „ausleihen“, um Bowser, König Buu Huu und Co. den Garaus zu machen – und das ist ja auch eine Form der Inklusion wenn gemeinsames Gaming verbindet.

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