Ab dem 1. Mai 2023 geht die Corona-WarnApp bekanntlich in den Schlafmodus. Doch auch wenn die Fallzahlen aktuell sehr niedrig und die Corona-Verläufe in den meisten Fällen harmlos sind: #Corona ist gerade für Risikopatient:innen wie mich immer noch eine Herausforderung. Deshalb habe ich kürzlich eine Anfrage an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gestellt – mit einem ernüchternden Ergebnis.
Zwar sinken die Corona-Zahlen – was aber auch daran liegen mag, dass sich kaum noh jemand testen lässt. Dennoch gab und gibt mir die Corona-WarnApp zumindest einen Anhaltspunkt, ob ich in letzter Zeit mit einer infizierten Person in Kontakt stand. Deshalb habe ich dem Bundesministerium für Gesundheit meine Bedenken geschildert und zugleich mal nachgefragt, wie es eigentlich mit barrierefreien Corona-Schnelltests für den Hausgebrauch aussieht.
Hier nun – in anonymisierter und leicht gekürzter Fassung – mein Mail-Verlauf mit dem #BMGBürgerservice:
Barrierefreiheit ist für das Bundesgesundheitsministerium anscheinend ein Fremdwort
„[…] Warum wird die Corona-WarnApp in den Schlaf – Modus gesetzt? Ich weiß, die Zahlen gehen erfreulicherweise runter und viele Testzentren schließen. Dennoch gibt es mir als Betroffener (siehe oben) eine gewisse Sicherheit, dass zumindest, wenn Leute sich infiziert haben und dies vom Arzt bestätigt wurde, in die App eingetragen wird. Und ich dann weiß, ob ich mit jemanden in Kontakt war.
Eine andere Sache, die mich schon seit Beginn der Pandemie beschäftigt ist: wird daran gearbeitet, Schnelltests barrierefrei zu gestalten? Ich bin, wie gesagt, fast blind. Es ist mir völlig unmöglich, den Test bei mir selbst ohne fremde Hilfe durchzuführen und die Lösung dann zum Beispiel auf einen Test-Streifen zu tröpfeln. Die Fehlerquelle wäre dann extrem hoch. […] Gibt es da eine Entwicklung, dass es auch blinden und fast blinden Menschen ermöglicht, selbstbestimmt Tests durchführen zu können?“
Eine Antwort ohne Antwort
Die Antwort des Bürgerservice des Bundesgesundheitsministeriums erfolgte sehr schnell, keine 24 Stunden später, allerdings…..
„[…] Angesichts einer gewachsenen Immunität der Bevölkerung, leicht übertragbarer Virusvarianten und der Rückkehr zu einem öffentlichen Leben ohne Corona-Maßnahmen entfällt momentan der Bedarf an einer App zur Kontaktnachverfolgung. Daher wird – wie Ihnen bekannt ist – die CWA ab dem 1. Juni 2023 in einen Ruhe-Modus versetzt. Es wird bis einschließlich 30. April 2023 möglich sein, andere Nutzerinnen und Nutzer durch die CWA hinsichtlich eines erhöhten Infektionsrisikos zu warnen.
Ihre Frage, ob barrierefreie Tests zum Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 verfügbar sind bzw. entwickelt werden, vermag das Bundesministerium für Gesundheit nicht zu beantworten. Wir stellen Ihnen anheim, sich diesbezüglich an die jeweiligen Hersteller zu wenden […].“
Passierschein A38 lässt grüßen
Meine Antwort:
„[…] Dass die Corona-App in den Schlafmodus versetzt wird, war mir bereits bekannt. Das war der Aufhänger meiner E-Mail.
Zudem wundert es mich, dass das Bundesministerium für Gesundheit nicht zu sagen vermag, ob an barrierefreien Corona-Tests gearbeitet wird. Das liegt nun durchaus im öffentlichen Interesse und betrifft eine nicht geringe Gruppe der Bevölkerung. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass so etwas im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelt wird, meinen Sie nicht?
Dass ich mich jetzt meinerseits an die einzelnen Hersteller wenden soll […] Dort ist sicherlich die Antwort zu erwarten: Wir haben keinen Auftrag vom Bundesministerium für Gesundheit dazu, also dementsprechend nein!
Ich fühle mich ehrlich gesagt, ein bisschen an den Passierschein A38 von Asterix und Obelix erinnert…“
Ignoranz und Verantwortungslosigkeit statt Inklusion
Mehr Inhaltsleere und Desinteresse geht wohl nicht. „Es steht Ihnen anheim….“
Standen Risikopatient:innen zu Beginn der Pandemie noch im Fokus und es wurde an die Bevölkerung appelliert, Rücksicht zu nehmen und sich zu kümmern – werden sie nun alleingelassen. So hat es das BMG über drei Jahre Corona offenbar niemals in Erwägung gezogen, seinerseits mal etwas in Sachen Barrierefreiheit und selbstbestimmtes Handeln zum eigenen Schutz in Sachen Corona zu unternehmen. Wirklich traurig.
#bmg #Inklusion #Corona #Schnelltests #Barrierearmut #selbstbestimmtleben #Risikogruppen